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Wenn ein Architekt eine Terrasse für sich selbst baut

Patrick Lüth, Büroleiter bei snøhetta Architekten, im Interview

Patrick kannte SIHGA von einem gemeinsamen Vortrag für die Summer University der Green.Building.Solutions. Als nun sein eigenes Terrassenprojekt anstand, bot ihm SIHGA Unterstützung in Form einer Einschulung an. Bei der Detailplanung merkten wir schon, dass Patrick vom Denken her Architekt aber auch Praktiker ist. Jeder Anschluss und Übergang war bereits bei der Erstanfrage zu Ende gedacht. Patrick´s Wahl fiel auf Douglasienholz, das mit dem GleitFix verdeckt befestigt werden sollte. An einem sehr heißen Tag im August begleiteten wir Patrick bei den ersten Schritten – dem Einrichten der Unterkonstruktion in Form des Systems TefaFix aus Aluminium, schwarz eloxiert. Gemeinsames Arbeiten führt immer zu interessanten Gesprächen. Einen Auszug aus dem Gespräch zwischen unserem SIHGA Mitarbeiter Michael Palfi und Patrick Lüth finden Sie nachfolgend in Form eines Interviews.

Patrick Lüth im Interview:

Michael: Patrick, du bist gelernter Tischler und hast danach Architektur studiert. Wie hilfreich ist diese duale Ausbildung für dich als Architekt in der täglichen Arbeit mit Handwerkern?

Patrick: Ich denke schon, dass es verbindet, wenn man mal auf „derselben Seite“ gestanden ist. Das Verständnis über die Abläufe auf einer Baustelle merken Handwerker sofort und ermöglichen eine Diskussion auf Augenhöhe, was mir sehr wichtig ist.   

Michael: Hast du durch deinen handwerklichen Background einen anderen Zugang zum Detail?

Patrick: Als Tischler habe ich wahrscheinlich ein gutes Verständnis dafür, wie sich unterschiedliche Materialien verhalten, anfühlen aber auch im Laufe der Zeit verändern.  Da „materialgerechtes Entwerfen“ bei uns einen hohen Stellenwert hat, ist dieses Verständnis schon ein Vorteil. 

Michael: Du hast dich bei den Komponenten für deine private Terrasse für ein sehr dauerhaftes System entschieden. Was waren deine Beweggründe dafür? Ist Langlebigkeit gleich Nachhaltigkeit? Ist das für gewerbliche und öffentliche Bauherren ein stichhaltiges Argument?

Patrick: Die Gründe für die Systemwahl waren vielfältig. Die unsichtbare Verschraubung ist nicht nur dauerhafter, sondern auch optisch viel schöner! Natürlich ist eine lange Lebensdauer ein wichtiges Argument, wenn es um Nachhaltigkeit geht - aber auch wirtschaftlich ist es meist eine bessere Entscheidung sich für eine etwas höhere Anfangsinvestition zu entscheiden.   

Michael: Ihr schreibt als Architekturbüro snohetta beispielsweise eine hochwertige und langlebige Fassadenlösung aus und gebt dabei das Befestigungssystem und die Unterkonstruktion bewusst vor. Wie stark ist der Einfluss des ausführenden Handwerkers, wenn er eine „günstigere“ und dadurch eventuell weniger dauerhafte Ausführung aus Kostengründen umsetzen möchte?

Patrick: Bei privat finanzierten Projekten machen wir oft Systemempfehlungen und können im Aufklärungsgespräch auf konkrete Produkte hinweisen und diese fordern. Wichtig ist in solchen Situationen, den vollen Rückhalt der Auftraggeberseite zu haben und diese die funktionalen Vorteile einer hochwertigen Lösung verstehen und mittragen. Bei öffentlichen Aufträgen ist es schwieriger, konkrete Produkte anzuführen, deshalb ist es wichtig die funktionalen Anforderungen zu kennen und genau zu definieren. 

Michael: Bedeuten langlebige und dauerhafte Systeme nicht auch eine nachhaltig wirtschaftliche Lösung für den Architekten? Es ist vermutlich sehr aufwendig, im Nachgang Zeit für etwaige Reklamationen aufwenden zu müssen.

Patrick: In der Tat sind Reklamationen sehr lästig und wir versuchen diese zu vermeiden. Aber natürlich darf man trotz genauer Planung die Handwerksbetriebe nicht aus Ihrer Pflicht entlassen, auf eventuelle Planungsfehler hinzuweisen und uns gut zu beraten…   

Michael: Wenn man sich die sehr hohe Ausführungsqualität deiner Terrasse ansieht, dann ist bei dir noch sehr viel von deiner Tischlerausbildung spürbar. Wie sehr hat dir die handwerkliche Arbeit an deiner Terrasse als Ausgleich zum Büroalltag Freude bereitet? Gab es für dich Erkenntnisse hinsichtlich Befestigungssystem, Qualität, Verarbeitungsaufwand, etc.?

Patrick: Es hat mir große Freude bereitet, an der Terrasse zu arbeiten und es ist nun schon ein tolles Gefühl, dies alles selbst gemacht zu haben. Im Büro entsteht ja irgendwie nur „Papier“, hier habe ich doch was Dauerhaftes selbst geschaffen. Allerdings habe ich den Aufwand – wie so oft - recht unterschätzt. Handwerk braucht Zeit, speziell wenn man genaue Vorstellungen einer präzisen Detailausbildung hat… Allerdings war es auch interessant, während des Bauens Entscheidungen zu treffen und die eigene Planung in Echtzeit zu modifizieren – für ein besseres Ergebnis!

Michael: Zum Abschluss bitte ich dich noch um Ergänzung des folgenden Satzes: Holzbau ist für mich ... 
Patrick: Ehrensache!  

Danke Patrick, für das schöne Projekt, für den Austausch mit dir und für deinen Einsatz für das Bauen mit Holz. 

9. November 2023